Aufgaben
Kleinere Projekte, bei denen es nicht um den Aufbau ganzer IT-Landschaften geht, brauchen kein Big Picture. Aber auch diese Projekte laufen besser, wenn man vorher beschreibt, was genau zu tun ist. Die IT-Architektur kann hier mit einer Kontextsicht unterstützen. Diese Sicht ist das Mindeste, was an Architekturdokumentation in einem Projekt vorhanden sein muss. Und sie ist ein guter Ausgangspunkt für eine detaillierte Kontextabgrenzung nach arc42.
Die Kontext-Sicht soll
- zeigen, worum es in einem Projekt geht
- das betreffende Element in den Mittelpunkt stellen
- Abhängigkeiten von und zu anderen Elementen aufzeigen
- die Projektplanung erleichtern
- bei der internen und externen Kommunikation des Projekts helfen
- Ausgangspunkt für tiefer gehende (technische) Diskussionen sein
- für Nichttechniker verständlich sein
Sie soll nicht
- ein detaillierter Implementierungsplan sein
- eine technische Feinarchitektur darstellen
- in Stein gemeißelt sein
- sich zu sehr in technischen Details verlieren
Beispiel
Das obige Bild zeigt als Beispiel eine Kontextsicht für eine Anwendung. In diesem Fall den GAIA-X Federation Services Authentifizierungs- und Autorisierungsdienst (siehe auch: GAIA-X Federation Services).
Im Zentrum steht die Anwendung Authentifizierungs- und Autorisierungsdienst als blaues Rechteck. Dargestellt sind die beiden Hauptprozesse, die die Anwendung ausführt (Authentifizierung und Autorisierung als gelbe Pfeile), sowie die internen Komponenten, soweit sie für die Kommunikation mit der Außenwelt eine Rolle spielen. Dies sind hier die Komponente IAM SSI Adoption Layer mit ihren Subkomponenten (grüne Rechtecke) sowie die Anwendung Standard IAM Application. Diese Anwendung kann zwar auch eigenständig verwendet werden, ist aber in unserem Kontext Teil der Anwendung Authentifizierungs- und Autorisierungsdienst.
Um die zentrale Anwendung herum sind die Elemente angeordnet, mit denen der Authentifizierungs- und Autorisierungsdienst verbunden ist:
- Die Anwendungen Authentication Manager (Org.), Authentication Manager (Pers.), Confidence Service und das GAIA-X Portal.
- Die Beziehungen zwischen den Anwendungen sind in dieser Abbildung nicht weiter spezifiziert. Übertragungsprotokolle und Datenformate könnten hier in einer späteren Version ergänzt werden.
- Über der Anwendung stehen die User und die Art ihrer Beziehung: Der Teilnehmer:in nutzt die Anwendung, der Föderator:in betreibt die Anwendung.
- Als Geschäftsfähigkeit (gelbe Ellipse) wird die Aufgabe der Anwendung modelliert: *Authentifizierung und Autorisierung
Aufbau
Die Kontextansicht stellt ein Element in den Mittelpunkt eines Diagramms und zeigt dann die Umgebung dieses Elements. Dabei spielen alle umgebenden Elemente eine Rolle, mit denen das zentrale Element technisch oder konzeptionell interagiert. Syntaktisch bieten sich Elemente aus UML-Komponentendiagrammen und UML-Anwendungsfalldiagrammen an. Bis zu einem gewissen Grad kann die innere Struktur des zentralen Elements dargestellt werden - allerdings nur soweit die inneren Elemente für die Kommunikation mit der Außenwelt eine Rolle spielen. Die detaillierte innere Struktur eines Elements wird in einer Bausteinsicht dargestellt und ist nicht Teil der Kontextsicht.
Kontextsichten sind nicht auf Anwendungen beschränkt - jede Entität eines Metamodells kann das zentrale Element einer Kontextsicht sein. Es ist wichtig, sich auf dieses eine Element und seine direkte Umgebung zu beschränken. Geht man über ein einzelnes Element hinaus und zeigt eine ganze Landschaft, kommt man zum Big Picture.