Enterprise Architektur Frameworks
Enterprise Architektur Frameworks (EAF) bündeln Strukturen und Vorgehensmodelle, um eine Enterprise Architektur im Unternehmen zu etablieren. Ich selbst verfolge hier den Ansatz des Agilen Enterprise Architektur Managements, doch die heute noch am weitesten verbreiteten Frameworks sind TOGAF und Zachman. Beide sollen hier kurz vorgestellt werden.
TOGAF
TOGAF (The Open Group Architecture Framework) ist ein Framework für Enterprise Architektur Management, dessen erste Version bereits im Jahr 1995 veröffentlicht wurde und das auf dem TAFIM (Technical Architecture Framework for Information Management) -Standard des United States Department of Defense zurückgeht. TOGAF beinhaltet mit der Architecture Development Method ein Vorgehensmodell zur Entwicklung von technischen Architekturen. Der Schwerpunkt von TOGAF liegt auf der Entwicklung konkreter Architekturen. Andere Disziplinen des Enterprise Architektur Managements, wie Organisation & Governance, Application Portfolio Management oder die Entwicklung einer IT-Strategie deckt TOGAF nicht ab.
TOGAF definiert 3 Hauptdomänen, in denen sich Architektur abspielt:
- Die Business Architecture
- Die Information Systems Architecture, die ihrerseits aus der Data Architecture und der Applications Architecture besteht
- Die Technical Architecture
Diese 3 Domänen werden architektonisch ideal von
Archimate abgedeckt, welches ebenso wie TOGAF von
The Open Group entwickelt wird:

Das Vorgehensmodell von TOGAF gliedert sich in die Vorbereitungsphase in der das Framework und die zugehörigen Prinzipien eingeführt werden, sowie die 8 Hauptphasen zur Umsetzung:
- Phase A: Architekturvision: Festlegung der Ziele der Enterprise Architektur
- Phase B: Geschäftsarchitektur: Entwicklung der Geschäftsarchitektur
- Phase C: Informationssystemarchitektur: Entwicklung der Informationssystemarchitektur
- Phase D: Technische Architektur: Entwicklung der Technischen Architektur
- Phase E: Chancen & Lösungen: Festlegen der Vorhaben und Projekte, die für die Umsetzung der Phasen A-D notwendig sind
- Phase F: Migrationsplanung: Konkrete Planung der Projekte aus Phase E
- Phase G: Implementierung & Governance: Implementierung der Migrationsprojekte aus Phase F
- Phase H: Change Management: Sammeln von Anforderungen, als Input für den nächsten Durchlauf des Modells
Für jede Phase spielt das Anforderungsmanagement eine besondere Rolle, daher ist es zentral im Mittelpunkt des Modells und Teil jeder Hauptphase.

Wie eingangs erwähnt, deckt TOGAF nicht alle Disziplinen im EAM ab. Es hat seine Stärken in der Strategischen Bebauungsplanung und im Strategischen Projektmanagement - beiden Disziplinen ist gemein, dass dort konkrete Architekturen entstehen: Im ersten Fall ein Bebauungsplan, im zweiten eine Lösungsarchitektur. Durch die mit Archimate geteilten Architekturebenen kann TOGAF zu einem gewissen Grad auch beim Application Portfolio Management und beim Enterprise Data Management helfen.

Zachman Framework
Das
Zachman Framework geht auf einen von John Zachman konzipierten Ordnungsrahmen zur Entwicklung von Informationssystemen aus dem Jahr 1987 zurück. Die aktuelle Version ist 3.0 und steht bei
Zachman.com und beim
Intervista Institut zur Verfügung.
Es definiert 5 Rollen (Planer, Besitzer, Lösungsarchitekt, Software/System Architekt, Implementierer) und deren jeweiligen Perspektiven auf ein Informationssystem:
- Was: Daten
- Wie: Funktionen
- Wo: Netzwerk
- Wer: Personen
- Wann: Zeit
- Warum: Motivation
Perspektive / Rolle |
Was (Daten) |
Wie (Funktionen) |
Wo (Netzwerk) |
---|---|---|---|
Bereich (Planer) |
Entitäten | Prozesse | Standorte |
Geschäftsmodell (Besitzer) |
Semantisches Datenmodell | Geschäftsprozessmodell | Logistisches Netzwerk |
Systemmodell (Lösungsarchitekt) |
Logisches Datenmodell | Anwendungsarchitektur | Verteilte Architektur |
Technologiemodell (Software/System Architekt) |
Klassenmodell | Software Architektur | Systemarchitektur |
Komponentenmodell (Implementierer) |
Realisierte Klassen | Quellcode | Laufendes Netzwerk |
Perspektive / Rolle |
Wer (Personen) |
Wann (Zeit) |
Warum (Motivation) |
---|---|---|---|
Bereich (Planer) |
Organisationen | Ereignisse | Geschäftsziele |
Geschäftsmodell (Besitzer) |
Arbeitsablaufmodell | Ablaufpläne | Business Plan |
Systemmodell (Lösungsarchitekt) |
UI Architektur | Prozessstruktur | Strategische Geschäftsregeln |
Technologiemodell (Software/System Architekt) |
Informationsarchitektur | Kontrollstruktur | Konkrete Geschäftsregeln |
Komponentenmodell (Implementierer) |
Informationssicherheits Architektur | Zeitpläne | Arbeitsweise |
Zachman gibt lediglich einen Ordnungsrahmen vor, mit dem man IT-Systeme und Projekte klassifizieren kann. Für das Enterprise Architektur Management sind dabei lediglich die oberen 3 Rollen von Interesse (Planer, Besitzer, Lösungsarchitekt). Zachman definiert im Gegensatz zu TOGAF kein Vorgehensmodell, wie der Ordnungsrahmen, bzw. auf ihm basierende Projekte umzusetzen sind.
Entsprechend deckt auch Zachman nicht alle Felder im Schachbrett der EAM Disziplinen ab. Es hat seine Schwerpunkte bei den Disziplinen Strategische Bebauungsplanung und Business Process Management und kann darüber hinaus ein wenig bei Business Capability Management und Application Portfolio Management helfen:

Fazit
Die beiden klassischen Enterprise Architektur Frameworks stammen aus den 1980ern und 1990ern und man sieht ihnen ihr Alter an. Aus meiner Sicht sind sie nur noch sehr begrenzt in der Lage in einem modernen Unternehmen in dem die Enterprise Architektur nicht nur business driven, sondern auch business driver ist, ihre Aufgabe zu erfüllen. Das heißt nicht, dass an den Frameworks alles schlecht ist: Im Gegenteil: Das was sie können ist vielfach bewährt und umgesetzt. Es bietet sich daher an, in einem modernen Enterprise Architektur Management Framework wie dem Agilen EAM, die bewährten Bestandteile aus diesen Frameworks zu integrieren, soweit sinnvoll.