Architektur OPA

Inhalt

Kennen Sie diese Situation aus Ihrem Unternehmen? Für die Umsetzung eines Projektes und den Betrieb einer Anwendung gibt es unzählige Vorgaben und Rahmenbedingungen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Zum Beispiel aus Gründen des Datenschutzes, der Datensicherheit oder auch aus rechtlichen oder regulatorischen Gründen. Die IT-Architektur ist oft versucht, sich diesen Regularien anzuschließen und ebenfalls ausufernde Pamphlete über Architekturanforderungen zu schreiben. Im Sinne eines agilen Enterprise Architektur Managements ist dies jedoch kontraproduktiv. Hier gilt:

Die Dinge sind nicht dann am besten, wenn man nichts mehr hinzufügen kann. Sondern dann, wenn man nichts mehr weglassen kann!

In diesem Sinne benutze ich gerne das Instrument des Architektur-OPA - für: One Page Advice.

Der OPA fasst Aspekte einer IT-Architekturanforderung kurz, prägnant und übersichtlich auf genau einer DIN A4-Seite in lesbarer Schriftgröße zusammen. Idealerweise verwendet ein OPA auch geeignete Grafiken, um den Inhalt leichter transportieren zu können.

Nutzen und Risiken

Ein One Page Advice bringt vor allem Einfachheit, Übersichtlichkeit und bessere Kommunikation. Die Einfachheit ergibt sich daraus, dass die Verfasser des OPA gezwungen sind, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Dabei muss zwangsläufig an die Zielgruppe gedacht werden. Dies erhöht die Akzeptanz des Leitfadens und verbessert gleichzeitig die Kommunikation. Die Übersichtlichkeit ergibt sich daraus, dass eine einzelne Seite leicht überflogen und verstanden werden kann - im Gegensatz zu ausufernden Dokumenten. Gerade in hektischen und zeitkritischen Umgebungen hilft dies, Zeit zu sparen und die wirklich wichtigen Dinge nicht aus den Augen zu verlieren.

Bei der Kürzung ehemals komplexer und umfangreicher Richtlinien auf eine Seite muss jedoch darauf geachtet werden, dass nicht zu stark vereinfacht wird, der Kontext verloren geht oder die notwendige Tiefe fehlt. Es liegt in der Natur der Sache, dass ein One-Page Advice keinen Raum für tiefgreifende Analysen oder detaillierte Beschreibungen bietet. Diese Aspekte sind jedoch in einigen Architekturen wichtig. In solchen Fällen sollte der OPA die grundlegenden Konzepte erklären und auf andere Dokumente verweisen, die Details enthalten. Er sollte aber nicht als Inhaltsverzeichnis von Richtliniensammlungen missbraucht werden! Das wäre eine zu starke Vereinfachung! Zu beachten ist auch, dass der OPA ohne Kontext steht. Der für den Leser notwendige Kontext sollte daher auch im OPA kurz erläutert werden.

Mögliche Themen

Ein OPA sollte in der Regel die wichtigsten Aspekte einer IT-Architektur abdecken, die sowohl für die technische als auch für die fachliche Seite relevant sind. Mögliche Aspekte sind:

  • Die Anwendungslandschaft in der Enterprise Architektur: Eine schematische Darstellung der Anwendungslandschaft und der Prinzipien, nach denen sie strukturiert ist.

  • Eine Architekturübersicht in der Lösungsarchitektur: Eine einfache Darstellung oder Beschreibung der Gesamtarchitektur, die zeigt, wie die Hauptkomponenten zusammenpassen. Siehe auch  Kontextsicht.

  • Designprinzipien: Die grundlegenden Prinzipien, die den Entwurf einer Enterprise oder Lösungsarchitektur leiten. Dazu können Skalierbarkeit, Sicherheit, Modularität usw. gehören. Wenn die Designprinzipien einer weiteren Erläuterung bedürfen, können für jedes Prinzip eigene OPAs erstellt werden.

  • Schlüsseltechnologien: Eine Liste der wichtigsten Technologien, die in der Architektur verwendet werden, wie z.B. bestimmte Datenbanken, Programmiersprachen oder Übertragungsprotokolle.

  • Geschäftskontext: Eine kurze Erläuterung, wie die IT-Architektur die Geschäftsziele unterstützt.

Beispiel: Modularität

Folgende Grafik zeigt, wie ein One Page Advice zum Designprinzip Modularität im Rahmen einer Enterprise Architektur aussehen kann.

One Page Advice für Modularität
One Page Advice für Modularität

Hier auch als PDF-Datei zum Download 

Bestandteile

Was sollte ein One Page Advice mindestens enthalten?

  • Es klingt banal, wird aber oft vergessen: Eine Überschrift, einen Autor, ein Erstellungsdatum und das Datum der letzten Aktualisierung. So weiß der Leser immer, worum es geht, ob er auf dem neuesten Stand ist und wen er im Zweifelsfall fragen kann.
  • Ein Ziel: Warum gibt es diesen OPA, was soll damit erreicht werden?
  • Den Nutzen: Welche Vorteile hat man, wenn man diesen OPA umsetzt?
  • Die konkrete Beschreibung, ggf. mit Anwendungsbeispiel: Der eigentliche Kern des Dokuments, der beschreibt, was zu tun ist.
  • Ansprechpartner, Referenzen, weiterführende Informationen - welches Team, welche Gruppe ist für diesen One Page Advice verantwortlich, worauf bezieht sich der OPA und gibt es eventuell weiterführende Informationen zu den Themen dieses Dokuments?

Fazit

Der Architektur One Page Advice kann eine IT / Enterprise Architektur effizienter machen und damit Projekte im Unternehmen beschleunigen. Vorsicht ist nur dann geboten, wenn der Architektur-OPA ein Thema zu stark vereinfacht oder wenn externe Rahmenbedingungen (z.B. gesetzliche Vorschriften) eine solche Vereinfachung nicht zulassen.

Eine Architekturorganisation muss lernen, mit einem Architektur-OPA umzugehen: Es erfordert Übung, komplexe Sachverhalte einfach darzustellen und dabei nichts Wesentliches zu übersehen. Der Nutzen zeigt sich jedoch relativ schnell in einer höheren Effizienz und einer besseren Akzeptanz einer IT-/Enterprise-Architektur.